Tagtäglich eröffnen sich neue Möglichkeiten in Industrie und Alltag durch Fortschritte in der digitalen Welt. Augmented Reality als Konzept einer virtuell erweiterten Realität bildet dabei einen wichtigen Grundstein. Besonders in der Pumpentechnik, wo Aggregate oft mehrere Tonnen schwer sind und große Dimensionen aufweisen sowie ein hohes Maß an Know-how erforderlich ist, um die Geräte zu bedienen und zu warten, sind neue Lösungen gefragt, um Handhabung und Demonstration zu erleichtern. Bisher mussten beispielsweise für Messen Demonstrations-Exponate mit Plexiglaskopf und Rohrleitungsmodellen konstruiert werden, um die Funktionsweise zu erläutern oder Störfälle zu simulieren. Dies war mit hohem Aufwand verbunden. Daher entwickelte LEWA in Zusammenarbeit mit einer Digitalagentur eine neuartige App zu Schulungs- und Demonstrationszwecken. Auch zur Verbesserung der Serviceleistung für Anwender von komplexen Aggregaten bietet LEWA eine Lösung aus dem Bereich der Augmented Reality: Mit den „Smart Glasses“ kann ein Service-Techniker den Mitarbeiter vor Ort bei Reparatur- oder Wartungsarbeiten „remote“ unterstützen.
Ground Plane Detection bettet virtuelles Pumpenmodell in jede Umgebung ein
Ursprünglich für die Präsentation auf einer Messe konzipiert, wandte sich LEWA als erstes der Entwicklung einer Anwendung zu, mit der es möglich sein sollte, das Innenleben einer Pumpe an einem physischen Exponat zu präsentieren. „Bisher stellten wir Pumpenmodelle mit einem Plexiglaskopf aus, der den Einblick in das Innere ermöglicht“, so Ronja Kielwein, Marketing Manager bei LEWA. „Da so jedoch nicht alle innenliegenden Bauteile betrachtet werden konnten und mögliche Störungen nur bedingt simulierbar waren, kooperierten wir mit einer Münchner Digitalagentur, um dafür eine geeignete Anwendung zu entwickeln.“ Die erste Version aus dem Jahr 2018 war in der Lage, auf einem iPad ein Pumpenmodell des Typs ecoflow mit einer virtuellen Innenansicht zu überlagern, um einen umfassenden Einblick in die Prozessabläufe und Funktionsweise zu liefern. Nach zahlreichen Kundenanfragen entschied LEWA, die Anwendung in eine App einzubetten, mit der auch eine Darstellung ohne physisches Modell möglich ist. Per Ground Plane Detection – ein Verfahren zur Platzierung von digitalen Inhalten auf horizontalen Flächen wie Böden oder Tischplatten – wurde im April 2019 die App „orange showroom“ gelauncht. Mit der App ist es möglich ein komplett virtuelles Modell der ecoflow auf dem Tablet wiederzugeben, eingebettet in den realen Raum und frei skalierbar. Auf diese Weise kann das Aggregat vollständig vorgeführt sowie Störungen im Betriebsablauf zu Schulungszwecken durchgespielt werden. Das technische Personal kann dadurch optimal für die Inbetriebnahme vorbereitet werden. „Seit Kurzem haben wir mit der NIKKISO Non-Seal Spaltrohrmotorpumpe und der LEWA triplex mit sichtbarem Kurbeltriebwerk in Monoblock-Bauweise sowie einem Homogenisierungsventil zwei weitere Modelle in die App aufgenommen, deren Funktion und Betriebsweise digital dargestellt werden können“, berichtet Kielwein.
Störungen aus der Ferne beheben
Um den Anwendungsbereich von Augmented Reality auf Service und Wartung zu erweitern, hat LEWA parallel die Einführung eines weiteren Geräts angestoßen: die Smart Glasses. „Mit der bidirektional operierenden Datenbrille kann sich nun ein Service-Techniker in einem Störungsfall einfach per Shared Vision dazu schalten und sieht die Anlage durch die Augen des Technikers vor Ort.“, erklärt Moritz Pastow, Project Manager Digital Business Development bei LEWA. „So lassen sich Störungen oft beheben, indem der Service-Techniker Sprachanweisungen gibt oder Handlungsanweisungen, Dokumente und Zeichnungen für den Mitarbeiter über die Brille einblendet.“ Damit entfällt bei kleineren Problemen der Service-Besuch des Technikers vor Ort und die Ausfallzeit des Aggregats reduziert sich signifikant. Die Datenbrille, die von LEWA eingesetzt wird, ist speziell für den Industrieeinsatz konzipiert: Sie ist für den ATEX-Bereich zertifiziert, lässt sich per Sprachsteuerung bedienen („hands-free“) und ermöglicht dem Träger trotz Brille ein vollständiges Sichtfeld auf seine Umgebung.