Angesichts der Energiekrise rückte die Versorgungssicherheit mit Erdgas 2022 in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Im Rahmen dieser Entwicklung plante die Bundesregierung die Inbetriebnahme neuer LNG-Terminals, wovon das erste bereits seit Januar 2023 am Netz ist. Doch mit der Installation neuer Terminals ist es nicht getan: „Das heutzutage genutzte, gereinigte Erdgas ist im Gegensatz zum früher verwendeten Stadtgas nahezu geruchlos“, erklärt Lars Hück, Projektleiter Service bei CeH4. „Deswegen muss es zur Sicherheit der Endverbraucher mit einem deutlich wahrnehmbaren Geruchsstoff versetzt werden.“ Dieser dient als Warnsignal, falls es in der öffentlichen Gasversorgung oder privaten Anlagen zu Leckagen kommt. Bei Verteilnetzen werden spezielle Odorieranlagen daher an Gas-Druckregel- und Messsysteme (GDRM-Anlagen) angebunden.
Kurzfristige Auftragsabwicklung dank flexibler Konfiguration
Im Rahmen seiner Netzausbauten beauftragte ein Energieversorger im Norden Deutschlands im vergangen Jahr die CeH4 GmbH mit der Odorierung des neuen LNG-Terminals mit dem Geruchsstoff Spotleak 1005. Insgesamt sieben neue Odorieranlagen sollten gemeinsam mit drei Bestandsanlagen an entsprechenden Netzkoppelpunkten eingebunden werden. Dabei kam es zu einem Wettlauf gegen die Zeit: Um die Versorgungssicherheit über die Wintermonate zu gewährleisten, mussten die Anlagen noch im Dezember 2022 in Betrieb gehen. Doch Hück zeigte sich zuversichtlich: „Aufgrund guter Erfahrungen in der Vergangenheit vertrauten wir LEWA auch dieses zeitkritische Projekt an.“
Odorieranlagen für Gase in Verteilnetzen sind keine Produkte von der Stange. Für ihre Auslegung spielt neben der geförderten Gasmenge und dem jeweiligen Druckbereich auch der eingesetzte Geruchsstoff eine wichtige Rolle. Um die engen Lieferfristen dennoch einzuhalten, greift LEWA auf frei konfigurierbare Standardkomponenten zurück. Gemäß den Vorgaben des Auftrags nutzt CeH4 in diesem Fall Spotleak 1005, das sich 70 Prozent Tetrahydrothiophen (THT) und 30 Prozent tert-Butylmercaptan (TBM) zusammensetzt. „Es ist wichtig, dass das geruchsintensive Odoriermittel sehr präzise dosiert wird“, erklärt Ingo Janßen, Gebietsverkaufsleiter bei LEWA. „Das neue Terminal speist im Durchschnitt 200.000 m3/h ein, daher lieferten wir passend für die vorgesehenen Netzkoppelpunkte sechs OD60, die jeweils über einen explosionsdruckstoßfesten 60 l-Behälter verfügen, sowie eine OD450 mit 450 l-Tank – alle mit optischer Füllstandskontrolle.“
Hochpräzise Membran-Mikrodosierpumpen in wetterfester Aufstellung
Die insgesamt sieben Modelle sind mit hydraulisch angelenkten, magnetbetriebenen Mikrodosierpumpen ausgestattet, die sich durch eine hohe Dosiergenauigkeit von +/- 1 Prozent bei kleinsten Förderströmen auszeichnen. Ihre diffusionsdichte und dauerfeste Metallmembran verhindert Leckagen und Anlagenausfälle. „Die kleineren Modelle OD60 arbeiten mit einem maximalen Arbeitsdruck von 20 bar bei einem Förderstrom von 0,17 l/h, sodass hier die kleinste Pumpenvariante MAH zum Einsatz kommt“, erläutert Janßen. „Die OD450 verfügt dagegen über eine MLM-Pumpe, die 0,5 l/h bei einem maximalen Druck von 560 bar fördern kann.“ Dank der nahezu druckunabhängigen Fördercharakteristik gestaltet sich die konstante Überwachung der Förderleistung mit dem Durchflussmesser KMM 1 einfach und präzise.
Aufgrund ihrer Außenaufstellung war es erforderlich, die Odorieranlagen zuverlässig vor sämtlichen Witterungseinflüssen zu schützen. Daher wurden sie vom Hersteller in passenden Edelstahlschränken verbaut, die auf die jeweiligen Behältergrößen von 60 bzw. 450 l zugeschnitten sind. Für die Platzierung der Steuerung mussten sich die erfahrenen Monteure allerdings eine kreative Lösung einfallen lassen. „Wir sahen uns mit der Herausforderung konfrontiert, die Steuerung zwar außerhalb der Ex-Zone, aber zugleich witterungsgeschützt unterzubringen“, berichtet Michael Töpel, der als Projektleiter ESMR bei CeH4 für den elektrischen Teil der Odorieranlagen verantwortlich war. „Um beide Bedingungen zu erfüllen, haben wir uns schließlich entschieden, sie extern auf entsprechenden Stützen zu montieren.“
LEWA gewinnt den Wettlauf gegen die Zeit
Aufgrund der 2022 bestehenden Energiekrise war es dringend erforderlich, dass die neuen Odorieranlagen innerhalb von nur fünf Monaten bis November geliefert wurden. Mit ihrer fristgerechten Inbetriebnahme am 15. Dezember sowie der Anpassung einer Bestandsanlage ebenfalls durch den Pumpenhersteller konnte der Energieversorger das LNG-Terminal bereits im Januar 2023 ans Netz nehmen und so die Bereitstellung von Erdgas über die Wintermonate sicherstellen. Die neuen Odorieranlagen sollen dort voraussichtlich bis Mitte 2024 im Einsatz bleiben. „Alles in Allem benötigten wir für unseren Kunden eine technische Komplettlösung in einer mobilen Anlage. Mit den Odorieranlagen inklusive passenden Behältnissen in witterungsbeständigen Edelstahlschränken hat LEWA die Anforderungen trotz der Kürze des Projekts zu unserer Zufriedenheit erfüllt“, resümiert Hück.