Weltweit wird immer mehr Erdöl und Erdgas unter zunehmend extremeren Bedingungen gefördert: zum Beispiel auf hoher See oder im vereisten Polarmeer. Sämtliche Anlagen, die an der Förderung beteiligt sind, müssen daher speziell für die widrigen Bedingungen vor Ort konstruiert sein. Dies gilt auch für Odoriersysteme, die das aus nahezu geruchslosem Butan und Propan bestehende LPG (Liquefied Petroleum Gas) mit Odorstoffen versetzen. Ein internationaler Konzern, der an einem Verladeterminal in Beira, Mosambik, LPG umschlagen lässt, benötigte eine hierfür geeignete Anlage. Das System sollte dabei sowohl auf See als auch am Terminal selbst einsetzbar sein.
„Als wir den speziellen Auftrag erhielten, ein Odoriersystem für den Betrieb an Land und auf See zu liefern, mussten wir zuerst die unterschiedlichen Faktoren erwägen, die für so einen Einsatz relevant sind“, berichtet Walter Richter, Head of Sales Odorization & Gas Distribution von der in Leonberg ansässigen LEWA GmbH. „Im Mittelpunkt standen dabei vor allem die Widerstandsfähigkeit gegenüber Meerwasser, die Möglichkeit eines einfachen Transports der Anlage sowie der stromfreie Betrieb des Systems.“ Da die Anlage auch an Bord eines Schiffes eingesetzt werden sollte, musste sie zunächst zum Schutz vor Spritzwasser und aufs Deck schlagenden Wellen in einen Edelstahlschrank integriert werden. Um dessen Korrosionsbeständigkeit zu erhöhen, wurde er zusätzlich mit einer Offshore-Lackierung versehen. Da die Anlage auch bei geöffneten Türen vor dem Salzwasser geschützt sein sollte, wurden die eingebaute Pumpe und die Auffangwanne ebenfalls mit diesem Lack überzogen.
PKH Druckluftpumpe arbeitet auch ohne Strom
„Bedingt durch die Tatsache, dass am Aufstellungsort auf dem Schiffsdeck kein elektrischer Strom zur Verfügung steht, mussten wir ein System ohne stromabhängige Komponenten erarbeiten“, so Richter. „Dies schlug sich vor allem in der Wahl der Pumpe sowie der Art der Dosierung nieder.“ Mit der PKH Druckluftpumpe wurde ein rein pneumatisches Aggregat verbaut, das für einen vor Ort benötigten Gasstrom von 500 m3 pro Stunde bei 30 bar ausgelegt ist. Die Dosierung des zugeführten Geruchsstoffes erfolgt dabei über ein mechanisch voreingestelltes Drosselventil mit fester Dosierrate zum durchfließenden LPG, sodass keine elektronische Steuerung notwendig ist.
Zur Odorierung wird in dieser Anlage der gängige Zusatzstoff Ethylmercaptan verwendet. „Bei LPG ist diese chemische Verbindung dem alternativen THT (Tetrahydrothiophen) vorzuziehen, da sich dieses mit dem Flüssiggas nur unzureichend vermischt“, erläutert Richter. Der Vorratsbehälter für das Odormittel umfasst dabei 200 Liter und kann zur Befüllung durch eine zusätzliche Hebevorrichtung aus dem Schrank heraus- und wieder hineingehoben werden.
Hebekäfig ermöglicht Wechsel des Betriebsstandorts
Aufgrund der Anforderung des Kunden, dass die Anlage nicht nur auf See, sondern wechselweise auch in einem Terminal an Land eingesetzt werden kann, wurde zusätzlich ein Hebekäfig um das Odorierungssystem herum montiert. Dies erleichtert den Transport der Anlage enorm, da für die Bewegung durch einen Kran weder ein Zerlegen noch ein umständliches Verpacken erforderlich ist. „Insgesamt ist das System damit flexibel einsetzbar und unabhängig sowie gleichzeitig geschützt vor widrigen Einflüssen wie Seewasser. Zusätzlich wurde die Anlage auch nach dem gängigen internationalen Standard ASME zertifiziert“, resümiert Richter. Das Odoriersystem soll noch Mitte dieses Jahres installiert werden.